Vor genau 114 Tagen war der Eber zu Besuch bei unserer Sau und er ging nicht, ohne Spuren zu hinterlassen. Als ich heute morgen gegen 6.00Uhr die Tiere fütterte, schaute ich als erstes nach Rosa und es sah so aus, als ob das große Ferkeln nicht mehr lange dauern sollte. Sie hatte eine große Grube gebaut und lag ruhig in ihrem Stall. Dann entdeckte ich einen kleinen, rosa Klumpen im Rinderstall, den die Kühe neugierig beäugten. Da war es schon, das erste Ferkel. Schnell holte ich es aus dem Rindercoral und legte es zur Mutter. Es war völlig unterkühlt, denn die Außentemperaturen lagen um 1°C, und rührte sich kaum. So nahm ich es erst einmal mit in die warme Stube und Hund und Katz mussten die Ofenbank räumen.
Während sich Nummer eins aufwärmte, erwarteten wir die nächsten Schweinchen. Nun war es schon 8.00Uhr und von anderen Ferkeln keine Spur. Das kleine von der Ofenbank hatte sich inzwischen aufgewärmt und prächtig erholt und suchte nach der Mutter. Ich legte es vorsichtig zu ihr und zeigte dem Ferkel die Zitzen.
Als das Kleine anfing zu schreien, war unsere Sau ganz aufgeregt, biss dem Ferkelchen in den Rücken und schleuderte es weg. Nun war es schon 9.00Uhr und Wehen bei der Sau waren nicht mehr zu erkennen. Nachdem wir das erste Ferkelchen nun wieder in einer Kiste hatten und wärmten, gaben wir Rosa eine Spritze zur Verstärkung der Wehen. Ca. 30min, später kamen dann die nächsten Wehen und eine unterentwickelte Totgeburt. 10 Minuten später folgte dann endlich Schweinchen Nummer 2 und danach, in 20min Abständen, Ferkel 3, 4 und 5. Jedes Ferkel das geboren wurde , wurde von der Muttersau sofort gebissen und wir holten ein Schweinchen nach dem anderen aus dem Stall, in unsere alte Hundebox. Inzwischen war es 11.00Uhr und immer noch ließ unsere Sau keines ihrer Ferkel in ihre Nähe. Das Erstgeborene war nun schon fast sechs Stunden alt und sollte langsam was zu essen bekommen. Paul kaufte schnell 1 kg Trockenmich in der Veterinaria und so bekam Nummer eins, gegen 12.00Uhr die erste Mahlzeit.
Und immer noch schien Rosa Wehen zu haben und tatsächlich kam noch ein Ferkel, aber wieder ein Totes, dem kurze Zeit später noch ein Totes folgte. Jetzt wurde unsere Sau ruhiger und ohne grosse Anstrengungen, erblickten Ferkel 6 und 7 das Licht unserer kleinen Farm. Wieder versuchten wir die Ferkel an die Zitzen zu legen und wieder wurden sie sofort weggebissen. Jetzt war es fast 13.00Uhr und immer noch schien unsere Sau wehen zu haben. Kurz nach 13.00Uhr war dann eine unterentwickelte Totgeburt das Ergebnis einer Wehe. Nun hatte unsere Rosa schon über 7 Stunden Geburtsstress hinter sich und da guckte dann noch ein Köpfchen unter dem Ringelschwanz hervor. Ferkel Nummer acht war da und auch dieses wurde von der Mutter nicht angenommen. Nun saßen wir da, mit 8 Ferkeln und die Mama wollte sie nicht haben. Und dann doch, nach langem Massieren der Zitzen und beruhigenden Worten, konnten wir alle acht Ferkel an den Zapfstellen unterbringen.
Doch nur für kurze Zeit und immer wenn ein Babyschwein nur einen Pieps machte wurde die Sau wild und fing an auf die Ferkel los zu gehen. Der erste Hunger war gestillt, doch wir gaben dazu noch jedem Baby die Flasche. Ich blieb bei der Sau und beruhigte sie. Inzwischen hatte Deutschland schon gegen Portugal gewonnen(das Spiel haben wir dann mal verpasst), als Rosa plötzlich wieder Wehen bekam und Ferkel Nummer 9 und 10 kurz hintereinander geboren wurden. Fast 12 Stunden waren nun zwischen dem ersten Ferkel und dem letzten Schweinchen vergangen und es sollten dann auch die letzten gewesen sein – bis jetzt. Wir machen nun erst einmal zwei Stunden Pause, bevor es dann wieder zur großen Fütterung geht, denn immer noch nimmt die Sau die Ferkel nicht an, obwohl sie nun schon langsam ruhiger wird, wenn wir die Kleinen, mit viel Geduld und Brustmassage an die Nippel legen. Doch so richtig will sie die Babys noch nicht annehmen und beißt sie nach einiger Zeit immer wieder weg. So bleibt uns das Ersatzmutter spielen, in der heutigen Nacht wohl nicht erspart und alle zwei Stunden heißt es: „Raustreten zum Fläschen geben.“
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