Marie hat es geschafft und die schönste Zeit ihres Lebens ist vorbei. Sie hat die Schule beendet und ihr Abitur in der Tasche. Am Mittwoch feierte Ihre Klasse ihren Abschlussball. Die Kleiderordnung schrieb dafür Kleid und Anzug mit Schlips und Kragen vor. Das letzte mal hat die Welt mich vor 22 Jahren, zu meiner Hochzeit in solch einem Outfit gesehen, aber für meine Lieblingstochter mache ich natürlich alles und schlüpfte in die Vertreteruniform. Damit mein Leben dadurch nicht völlig aus den Fugen gerät, konnte ich das Jacket im Kaufmannsladen lassen.
Nachdem der Frisör, den Haaren meiner beiden Frauen den letzten Schliff gegeben hatte, fuhren wir in die Hauptstadt Asuncion, wo die Feier stattfinden sollte. Die Feierhalle war pompös geschmückt und dekoriert und bekam durch viel, gekonnt eingesetztes Licht, einen festlichen Glanz.
Fotografen standen überall herum und die Abiturienten drängten sich vor den Kameras, wobei meine beiden Frauen natürlich das schönste Motiv gaben.
Pro Person wurden im Vorfeld 80.000Gs eingesammelt, welche für Essen und Getränke sein sollten. Doch ein Nudelbuffet mit drei verschiedenen Soßen und Büchsenbier von Miller, welches auch noch bezahlt werden musste, Coca Cola und Fruchtschaumwein, entsprach nicht dem, was wir für das Geld erwarteten. Als ich dann um Mitternacht zu Helmuts Geburtstag, eine Flasche Wein und ein paar Kerzen bestellen wollte, stieß das Personal an seine Grenzen und konnte uns nicht helfen. Alles in allem eine enttäuschende Veranstaltung, die außer viel Dekoration nichts zu bieten hatte. Der Schein eines prunkvollen Festes versank in Büchsenbier und Spaghettisoße. Da sind mir doch die Feste ohne Kleiderordnung und viel Pomp lieber, so wie unser Richtfest in der vergangenen Woche.
Marie geht nun in die verdienten Sommerferien und das ein halbes Jahr früher, als es in Deutschland gewesen wäre. Nochmal herzlichen Glückwunsch und schöne Ferien.
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